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28.04.2023
Anwälte in Deutschland
Das Landgericht kommt stets auf einem anderen Weg zur Anwendung des Gesetzes, denn es verneint beim Auftreten
der Versicherung bzw. ihrer Schuldner vor dem Amtsgericht die Besorgung fremder Forderungen, da die von ihr im
Prozess gegen
den Schuldner
vertretenen Interessen vorwiegend eigene und nur im geringen Umfange fremde seien. Für ihn stellt sich die Frage,
ob eine Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten durch einen Anwalt vorliegt, nicht als eine rechtliche, sondern als
eine wirtschaftliche dar.
Das wirtschaftliche Interesse liegt allerdings in der Regel eindeutig beim
Vertragspartner;
er hat nach der gesetzlichen
Regelung den Anwalt von den gegen ihn erhobenen Schadensersatzansprüchen freizustellen, ihm Rechtsschutz zu
gewähren, ihm seine notwendigen Aufwendungen zur Abwendung und Minderung des Schadens zu erstatten, die
gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten, auch solche eines eventuellen Anwalts für Familienrecht, zu tragen,
und alle unberechtigten Ansprüche abzuwehren.
Dem Versicherer ist auch die Prozessführung und das
Inkasso
durch einen Rechtsanwalt überlassen; er bestimmt den Anwalt und er ist bevollmächtigt, alle zur Beilegung oder
Abwehr ihm zweckmäßig erscheinenden Erklärungen im Namen des Gläubigers abzugeben; er ist der Kläger in diesem
Prozess. Auch die Auswirkungen des Haftpflichtprozesses auf das Deckungsverhältnis sprechen für den Einzug fremder
Forderungen.
Bei einem solchen Zusammentreffen vom
Einzug von Forderungen
und der Besorgung fremder und eigener Rechtsangelegenheiten handelt es sich nach der Auffassung der Schuldner um
einen besonderen Fall des Inkassos, der an sich den Vorschriften des Gesetzes unterstellt werden kann, nicht aber
dann, wenn die eigenen Schulden die fremden überwiegen.
Fazit:
Dieser Auffassung kann nicht zugestimmt werden. Es ist namentlich nicht vom wirtschaftlichen Interesse auszugehen,
sondern von den Rechtsbeziehungen der Beteiligten und ihrer Rechtsstellung im Haftpflichtprozess; dieser stellt
aber eine
Rechtsangelegenheit des Schuldners
dar; maßgebend sind seine Rechtsbeziehungen zum Geschädigten, nicht aber zwischen ihm und dem Versicherer. Der
Versicherungsnehmer ist auch am Haftpflichtprozess interessiert, namentlich dann, wenn der Versicherer aus
irgendwelchen Gründen einen Fachanwalt einschaltet, und seiner Zahlungspflicht aber trotzdem nicht nachkommen kann,
oder von seiner Versicherungspflicht wegen vertragswidrigen Verhaltens des Schuldners frei geworden ist.